Samstag, 22. März 2014

Flamenco

 Quelle: Teatro Quintero


Oder: Was meine Seele zum klingen brachte

Seit ich hier in Andalusien bin, habe ich mich noch nie fremder und heimischer zugleich gefühlt.
Es gibt so viele Dinge, Gesten, die Art und Weise jemanden anzusehen, sich zu bewegen... so viele Kleinigkeiten fielen mir bisher schon auf, die ich zu eigen habe und in Deutschland irgendwie nie passten.

Ohne wirklich zu Suchen fand ich am meisten, doch ich fühlte mich dennoch oft sehr fremd und hatte  ziemliches Heimweh nach Vertrautem. Denn das wird Deutschland immer sein, etwas Vertrautes.

Doch heute wurde eine Saite ihn mir zum klingen gebracht, sodass ich heute ganz Andalusierin bin!

Flamenco

Ich kaufte vor zwei Tagen spontan eine Eintrittskarte für das "Teatro Quintero" mitten in der Innenstadt. Nur weil ich endlich mal was sehen wollte. Wenn es ein Flop würde, so dachte ich mir, weil ich natürlich keine Ahnung hatte ob der Typ nun ein guter Tänzer sei, wie die Show ist etc., dann habe ich zumindest was gemacht.
So machte ich mich heute chic (jaja, mit Kleid und make-up und sogar Nagellack ;P) und ging ins Theater...

Dort wurde ich nicht nur unglaublich überrascht, im Bezug auf die Vorstellung, sondern auch vom Publikum. Ab und an anerkennend "Olé" zu rufen (aber nicht so blöd, wie man das im Kino kennt), gehört zum guten Ton, ebenso kann man einfach mal was nach vorne rufen *g*

Dort ging der Vorhang auf und man sah im schwachen Schein der gedimmten Scheinwerfer sieben Menschen in einem angedeuteten halben Oval sitzen. In der Mitte der "Trommler", wobei es sich um Handtrommeln handelte. Links und rechts von ihm saßen die beiden Gitarristen, dann kamen jeweils ein Mann (Sänger, stellte sich schnell heraus) und die Enden bildeten zwei matronenhafte Damen in typischer Kleidung - allesamt im klassischen Schwarz.

Die Damen schmettern, der Trommler lässt mein Herz einen neuen Rhythmus finden... und nach dem bereits berauschendem Anfang betritt - in bedachtem Schritt - Farruquito die Bühne. Dreiteiler in Grau und glänzenden Lackschuhen. Jeder Muskel ist angespannt, jede Bewegung ist geschmeidig.
Wie das berühmte andalusische Pferd sieht man die Schönheit in jeder Bewegung...
Und plötzlich, wie aus einer Trance erwacht, wirbelt er um sich selbst, steppt, schnippst und klatscht - kommt kaum zu Atem, die Sänger ebenso und die Gitarristen übertrumpfen sich selbst.

Nach jener ekstatischen Explosion verschwindet er hinter der Bühne, die Musiker spielen auf. Gitarristen im Duell, Sänger mit unglaublichen Stimmen und alle klatschen und stampfen sie - immer im Takt, immer in Bewegung. Still zu sitzen ist unmöglich geworden, denn das Herz tanzt bereits den neuen Rhythmus mit.

Noch drei Mal soll Farruquito auf die Bühne kommen, einer Explosion der Leidenschaft gleich und wieder abtreten. In weiß, rot und schließlich schwarz taucht er wieder auf und begeistert nicht nur die Menge, sondern auch mich, die Ausländerin, die zum ersten Mal so richtig spanisch ist!

Olé

 Zwei Gastauftritte, ein Tänzer und eine Sängerin sind ebenso faszinierend und runden das Gesamtkonzept ab.

Ich lachte und weinte, klatschte, jubelte und schloss mich zuerst zaghaft, dann entschlossen, den Olé-Rufen an!

Bisher, so gestehe ich, war ich nie der Typ für südländische Männer. Ich mag weizenblondes Haar und klare blaue Augen am liebsten, doch hier kommt der Punkt, an dem ich den Männern da draußen mal etwas sagen muss:

Einen ausgesprochenen Fimmel für Anzüge, Schuhe mit Absatz, zierliche Figur welche ebenso klein ist, langes Haar... und dann Flamenco-tanzend! Das als unmännlich abzutun ist der größte Fehler, den man(n) machen kann! Nichts ist so sexy wie mein Mann, der sich bewegen kann! Wie der Pfau, der sein Rad schlägt, ist der Tanz etwas anziehendes, wenn der Mann es beherrscht... aber das nur nebenbei.

Mal sehen ob es in Deutschland ein paar Flamenco-Kurse gibt NUN will ich es auf jeden Fall lernen...

Und nur ein Tipp für alle, die hier ein mal her wollen: Seht euch eine gute Flamenco-Show an, sie ist ihr Geld wert!

Adiós amigos y buenas noches

Besos
Kerry

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